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A long road down - Wie sich der Burnout für mich angefühlt hat.


*Triggerwarnung*

Ich schreibe in diesem Beitrag über meine persönlichen Erfahrungen mit dem Thema Burnout.







A long road down

Mein letzter Blog-Beitrag ist schon eine Weile her und das hat einen guten Grund, denn es gab für mich in letzter Zeit Vieles, das erst einmal integriert werden wollte.

Aber ich fange vorne an:

Am 18. August letzten Jahres rief ich meine Hausärztin an, weil ich mental und körperlich einfach fertig war. Ich konnte es ihr gegenüber als einen „mentalen Ermüdungsbruch“ beschreiben und das gibt sehr treffend wieder, wie es sich in mir angefühlt hat. Dem vorangegangen war eine sehr lange Zeit, in der ich funktionierte und meinen Bedürfnissen wenig bis keine Beachtung geschenkt habe. Und selbst wenn ich etwas für mich tat (Yoga, einen Kaffee mit einer Freundin trinken o.ä.), dann gelang es mir fast nie, im Moment zu sein. Stattdessen ratterte es beständig in meinem Kopf, was im Tagesverlauf bisher wie verlaufen war und was ich noch alles zu tun hatte. Meine mangelnde Fähigkeit, einfach im Moment zu sein, ihn gar genießen zu können oder, wenn es ein negativer Moment war, ihn in der Vergangenheit belassen zu können, wurde auf Dauer zu einer enormen Belastung für mein ganzes System.


Jeder unserer Gedanken ist unweigerlich verknüpft mit Emotionen und diese haben großen Einfluss auf unseren physischen Körper (Emotion = Energy in motion). Sie können das Herz vor Freude oder vor Furcht schneller schlagen lassen, den Blutdruck beeinflussen und unseren Hormonhaushalt.


Wie lange ich letztendlich in dieser Art der Wahrnehmung verhaftet war, kann ich gar nicht sagen. Vielleicht sogar bereits Jahrzehnte. Mit der Zeit wurde aber die Liste der Symptome, die meinen Alltag und meine Lebensqualität negativ beeinflussten immer länger:


  • Angst vor Verabredungen und Terminen: Ein voller Terminkalender löste kaum auszuhaltenden Druck in mir aus und nicht selten habe ich Termine kurzfristig abgesagt. Manchmal war es aber bereits nur eine einzige Verabredung am Wochenende, die mir Zuviel war.

  • Permanentes Gedankenkarussell: Das ist ein Punkt, den ich vermutlich schon in meiner Kindheit entwickelt habe. Ich war (und bin es in Teilen noch immer) Weltmeisterin darin, meine Umwelt permanent zu beobachten, Reaktionen zu analysieren und mein Verhalten anzupassen. Das bedeutet ein ständiges Wiederaufrufen der Vergangenheit (mit all ihren Gefühlen) und das Antizipieren von Ereignissen in der Zukunft (wiederum verknüpft mit Gefühlen). Das ist unglaublich anstrengend & schlafraubend.

  • Schlafstörungen: Diesen Punkt kann man schon fast logisch ableiten, denn wie soll ein System herunterfahren und in entspannten Schlaf finden, das unter permanenter negativer Anspannung steht? Bei mir waren es Probleme mit dem Durchschlafen. Meist bin ich abends todmüde eingeschlafen, gegen 3 Uhr nachts (Hallo TCM!) wieder aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen.

  • Vergesslichkeit und Konzentrationsprobleme: Der ständige Stress und mein Schlafmangel führten zu immer größerer Erschöpfung. Je mehr Druck ich mir selber mach(t)e, desto größer wurde dieser Punkt. Vom Vergessen kleinerer To Do`s bis hin zu einem wirklich wichtigen Geburtstag.

  • Gereiztheit: Meine Lunte zuhause wurde zeitweise immer kürzer und kürzer. Ich habe viel gemeckert, oft schon morgens, wenn es darum ging, dass wir alle rechtzeitig aus dem Haus mussten. Aber auch abends war ich meist einfach nur froh, wenn der Tag endlich vorbei war, das Kind schlief und ich mal ein paar Minuten Ruhe für mich hatte. Davon, den Alltag mit meiner Familie zu genießen, war ich meilenweit entfernt.

  • Verspannungen & Hexenschuss: Auch diese Symptome sind nur all zu schlüssig. Wenn man sich permanent im sympathischen Anteil des vegetativen Nervensystems aufhält und sich somit in einem Fight-or-Flight-Modus gefangen hält, verspannen die Muskeln immer stärker. Klassisch, und so war es auch bei mir, sind Verspannungen im Nacken und im unteren Rücken bis hin zum Hexenschuss.

  • Überforderung & Antriebslosigkeit: Dieser letzte Punkt war für mich sehr alarmierend. Es begann damit, dass ich an den Wochentagen immer häufiger keine Freude / Lust / Antrieb mehr spürte morgens aufzustehen. Ich lag im Bett (meist war ich ja schon lange wach) und ging den Tag gedanklich durch. Allerdings ging ich ihn nicht unter dem Aspekt durch „Worauf freue ich mich heute? Was wird schön?“ sondern kreiste in all den To Do`s und Terminen und in eventuell unangenehmen Terminen oder Begegnungen. Irgendwann übertrug sich dieser Modus auch auf die Wochenenden und die Ferien. An vielen Tagen wäre ich am liebsten einfach im Bett geblieben, aber das ging, Gott sei Dank, dank Kind und Hund natürlich nicht. Dennoch hatte ich das Gefühl, nicht genügend Ressourcen zu besitzen, um meinen privaten und beruflichen Alltag gut bewältigen zu können. Und dieses Gefühl steigerte sich natürlich im fortschreitenden Verlauf meiner Krankheit.


Jetzt, ein gutes Dreivierteljahr später, bin ich dankbar dafür, dass ich meine Symptome so gut benennen und beschreiben kann. Es hat eine Weile gedauert, bis sich die einzelnen Puzzleteile für mich zusammengesetzt haben und ein Bild ergaben.

Bei jedem Menschen können diese Puzzleteile anders aussehen, sich anders anfühlen und anders gewichtet sein. Solltest Du ebenfalls betroffen sein oder Dich schon länger matt fühlen, möchte ich Dir an dieser Stelle aus tiefstem Herzen sagen: Du musst nicht akzeptieren oder resignieren, dass das ab jetzt Dein Normalzustand ist. Du darfst Dich gut fühlen! Und Du darfst Dir Hilfe holen - Du musst da nicht alleine durch.


Ich werde hier auf meinem Blog ebenfalls darüber berichten, was mir geholfen hat und noch immer hilft. In jedem Fall ist meine Yoga- und Achtsamkeitspraxis eine große Stütze und hilft mir dabei, mich wohlwollend mit meinen Empfindungen auseinanderzusetzen. Sie kann aber, zumindest in meinem Fall, keine professionelle Therapie ersetzen.


Wenn Du Fragen zum Thema Burnout hast, dann schreib mir gerne! Hab aber bitte Verständnis dafür, dass ich keine professionellen Ratschläge geben kann. Dafür ist Dein(e) Hausärztin/Hausarzt oder Dein(e) Therapeutin/Therapeut die oder der richtige Ansprechpartner(in). Mut und Verletzlichkeit gehen Hand in Hand - denn nichts erfordert so viel Mut, wie seine Verletzlichkeit zu zeigen und zum Beispiel um Hilfe zu bitten. Aber es lohnt sich!


Alles Liebe,

Andrea



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